über mich

zuerst

Vision und Realität

Judithzuerst

Eigentlich bin ich erst über die Theaterpädagogik zur Lehrerin geworden. Ich wusste, ich will mit Menschen arbeiten, in Gruppen, in denen jede*r einzelne sich selbst entdecken und das ganz Eigene dem Gemeinsamen lustvoll zur Verfügung stellen kann. So hatte ich das immer wieder im Theater erlebt.

In der Schule spürte ich dann schnell, dass ich mich einer ganz anderen Realität gegenübersah. Einem System, das nicht die Entfaltung der einzelnen Individualität ermöglicht, sondern stattdessen einen hohen Anpassungsdruck an eine gegebene Norm produziert. Einem System, das Lernen nicht als freudvolles Gestalten in Kooperation betrachtet, sondern Mechanismen von Konkurrenz und Macht reproduziert, die uns von uns selbst, voneinander und vom Lernen selbst entfremden.

zuerst

plötzlich

Die Kämpferin

Judithploetzlich

Nachdem ich das für mich so deutlich erkannt hatte, war mein Impuls klar: Dann machen wir das eben anders! Es folgten Jahre, in denen ich mich für eine Veränderung von Schule engagierte, durch Arbeitsgruppen, pädagogische Tage, neue Unterrichtsformate, Erlebnis- und Theaterpädagogik. Ich erlebte immer wieder wundervolle Momente mit Schüler*innen, in denen aufblitzte, was ich mir so sehr wünschte: Echtes verbundenes authentisches Sein und Lernen.

Das ging nur ein paar Jahre gut, denn ich ging über meine eigenen Grenzen, gab vor, mehr Kraft zu haben, als ich tatsächlich hatte und wurde innerlich abhängig vom Gelingen meiner Bemühungen. Ich wusste, dass ich so nicht weitermachen konnte, ging für ein paar Tage ins Kloster und schrieb ein „Buch“. Heute würde ich sicher einiges anders schreiben und doch ist dieser Text ein Wendepunkt in meiner Geschichte. Dort im stillen Kloster im Schwarzwald fing ich an, meinem Störgefühl zu trauen. Und ich fing an – ganz langsam – meine eigenen Grenzen zu respektieren.

also

Die Suche

Judithalso

Es begann eine Zeit der Suche. Ich wusste, dass es so, wie es gerade ist, nicht gut ist, weil die Strukturen, die unser Schulsystem bis heute prägen, die Lebendigkeit, die es für echtes Lernen und echte Begegnung braucht, systematisch sabotieren. Aber ich wusste nicht, wie es anders gehen könnte und ich wusste nicht, warum alle Änderungsversuche in Schule immer wieder im Sande verlaufen. Ich folgte also meiner Sehnsucht und meinen Fragen.

In der TZI-Grundausbildung (Themenzentrierte Interaktion nach Ruth Cohn) fand ich eine Wertegrundlage, die ich in der Schule so vermisst hatte: Die Verbundenheit alles Lebendigen und die Verantwortung für unsere eigenen Entscheidungen. Dahinter die Frage: Wie können wir so miteinander sein, dass Menschenverbrechen, wie sie in der NS-Zeit geschehen sind, nie wieder passieren?

Außerdem lernte ich dort Katharina Skala kennen, die mich zu Zukunft macht Schule einlud. Wir entwickelten ein Spiel für Lehrer*innen und vor allem im Podcast fand ich ein Format, in dem ich meinem eigenen Lernweg durch das Ohr der Öffentlichkeit immer mehr vertraute. Dort spreche ich im Interview mit Katharina auch über mein "Buch".

Zeitgleich begegnete ich auf meiner Suche immer mehr Konzepten, die ein Lernen, wie ich es mir wünschte, tatsächlich ermöglichen.

Seitdem ich das erste Buch von Maike Plath gelesen hatte und sie dann bei einem Workshop in Freiburg kennenlernte, wusste ich: DAS WILL ICH. Das Veto-Prinzip® liefert alle Koordinaten für eine Struktur, die Gleichwürdigkeit und Kooperation ermöglichen. Und dann ist das Miteinander vor allem das: bereichernd, lustvoll und lebendig! Seit 2023 bin ich zertifizierte Veto-Trainerin.

In der Arbeit von Vivian Dittmar fand ich neues Vokabular, um auszudrücken, was ich zuvor nur nebelhaft spürte. Ich lernte mich selbst in meinen Gefühlen und in meinen Beziehungen besser kennen und erlernte die Kompetenz, mich selbstgesteuert zu regulieren und auszurichten.

Im online-Kurs des pocket project „trauma-informed women in leadership“ und im international lab "Pathways to a decolonized future" erfuhr ich tiefe Verbundenheit und die Erkenntnis, wie sehr die Heilung jedes einzelnen Menschen zur Heilung der Welt beiträgt und wie das Wissen um individuelle und kollektive Trauma-Strukturen dazu beitragen kann, uns den Herausforderungen unserer Zeit zu stellen.

also

jetzt

Das schöne Leben

Judithjetzt

Nach dieser siebenjährigen Forschungsreise, die mir Methoden und Konzepte an die Hand gab, die mich aber vor allem auch tief in meine eigenen internalisierten Strukturen von Unterdrückung und verdrängtem Schmerz blicken ließ, weiß ich jetzt:

So wie es jetzt ist, ist es nicht gut.

Ich weiß aber auch:

Wir können das anders machen. Es ist ein Weg. Er ist nicht leicht. Aber er lohnt sich, weil er zur Lebendigkeit führt. Denn hinter dem Schmerz erwartet uns die Freude. Und es ist alles schon da.